Der Schein trügt, Mehr Schein als Sein oder Die Welt urteilt nach dem Scheine” – viele Sprichwörter greifen das Verhältnis von Täuschung und Realität auf. Ob Magie, Historienfilme oder das Berliner Schloss im Wiederaufbau, in vielen Lebensbereichen werden wir Teil einer „vorgetäuschten“ Wirklichkeit. Doch warum lassen wir uns so gerne verzaubern, verblüffen und hinters Licht führen? Nicht erst seit Social Media spielen wir mit unserer Wahrnehmung. Was in der Antike beginnt, findet in der Kunst und Architektur des Barocks seinen Höhepunkt und strahlt bis in die Gegenwart.
Illusionistische Techniken lassen sich u.a. in Mosaiken, Zeichnungen, Skulpturen, Gemälden, Naturabgüssen und in der Architektur finden. Hyperrealistische Skulpturen zeichnen sich etwa durch Techniken wie die Verwendung von Echthaar, Glasaugen und besondere Bemalungen aus. Selbst Stillleben spielen mit unserer Sinneswahrnehmung, wie es Plinius der Ältere (23/24 n. Chr.) überliefert. So schuf Zeuxis seine bekannten Traubenbilder im Wettstreit mit Parrhasios. Auf seinen Bildern waren die Trauben so realistisch gemalt, dass Vögel diese anpickten. Zeuxis hingegen wurde von dem täuschend echten Vorhang des Parrhasios in die Irre geführt. Denn er versuchte, den Vorhang beiseite zu schieben. Durch perspektivische Raffinessen lässt das sogenannte Trompe-l’oeil (frz. „Augentäuschung“) Dargestelltes real erscheinen. In der Architektur führte allen voran die zentralperspektivische Wand- und Deckenmalerei Sinnestäuschungen herbei.